Vorschau auf die 44. RJR-Tagung in Münster, Januar 2023

Münster, 5. und 6. Januar 2023
Ort: 48161 Münster, Hotel wird noch bekannt gegeben

44. RADIO JAZZ RESEARCH-Tagung 
Programm: Bernd Hoffmann

„Wildcard“

Themen von Radio Jazz Research-Mitgliedern 

Michael Krzeminski:

Innovation im Jazz 
Der Beitrag technischer Innovationen zum gesellschaftlichen Wandel gilt – u.a. durch kommunikationssoziologische Untersuchungen – als verhältnismäßig gut ausgeleuchtet. Wie verhält es sich jedoch mit Innovationen im Jazz? Welchen Rang hat hier Neues im Verhältnis zum Traditionellen, ergeben sich markante Innovationspfade oder gar Innovationssprünge aufgrund der Wechselwirkung mit anderen Gesellschaftsbereichen und welche Rolle spielt der geniale Erfinder? Sind Entstehung und Entwicklung des Jazz womöglich insgesamt kultureller Ausdruck neuzeitlicher Fortschrittssehnsucht? Im Vortrag wird versucht, Erkenntnisse der allgemeinen Innovationsforschung möglichst anschlussfähig für eine jazzkundliche Debatte aufzubereiten.

Michael Rüsenberg:

Wem gehört der Jazz?
Oder, warum deutsche Jazzhochschulen nicht in «Black American Music Institutes» umgetauft werden sollten

Gerhard Putschögl:

Reinterpretation/Covering unter der Perspektive der „kulturellen Aneignung“
Erfolgreiche Kompositionen und markante Stilkomponenten boten in sämtlichen musikalischen Genres von jeher Anlaß zur Nachahmung, Verarbeitung und Umdeutung. Anhand ausgewählter Beispiele werden hier unterschiedliche Aspekte der Adaption, der Reinterpretation, des Coverns beleuchtet: neben der Betrachtung von Details der musikalischen Verarbeitung und den z.T. bemerkenswerten soziokulturellen Auswirkungen dieser Vorgänge gilt es auch den Blick auf den Aspekt „kulturelle Aneignung“ (Distelhorst 2021) zu werfen.

Konstantin Jahn:

Henry Pleasants oder die Jazz-Hipster der CIA 
Henry Pleasants (1910-2000), amerikanischer Musikwissenschaftler und Jazz-Aficcionado, leitete  zwischen 1956-1964 das CIA-Büro in Bonn. Er war maßgeblich an der Gründung des Bundesnachrichtendienstes beteiligt. Für Pleasants und andere Kader der CIA war Jazz ihre ›secret sonic weapon‹  im Kalten Krieg. Die Ivy League-Zöglinge der CIA  förderten weltweit – und speziell in der BRD – Jazz und abstrakten Expressionismus im antikommunistischen Kulturkampf. Nicht selten, verbarg sich hinter dem progressiven Kulturverständnis, reaktionäre Machtpolitik.

Rüdiger Ritter:

Ein zweischneidiges Schwert:
Wie West und Ost im Kalten Krieg den Jazz als Propagandawaffe nutzten

Seit den Forschungen Penny van Eschens und anderen ist bekannt, dass Jazz  von der US-Administration gezielt als Mittel zur psychologischen Kriegsführung im Kalten Krieg eingesetzt wurde. Weit weniger bekannt ist, dass auch die Sowjetunion und die Ostblockstaaten das traten, und zwar mit erstaunlicher Kreativität. Dr. Rüdiger Ritter zeigt in seinem Vortrag, wie die Kulturpolitiker auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs ihr Gegenüber genau beobachteten und dann gezielt Einfluss auf den Jazz und das Jazzleben nahmen. Dabei verwendet er Archivmaterial aus amerikanischen, russischen, polnischen und deutschen Archiven.

Iwan Wopereis:

Music experts› knowledge on improvisational expertise: The RJR case
Improvisational expertise in jazz entails a dynamic mixture of musical knowledge, skills, and attitudes that is needed to improvise consistently and superiorly on a set of representative improvisational tasks. This study presents a group concept mapping (GCM) study that identifies critical constituents of improvisational expertise. Data collection in GCM consists of the generation, sorting, and rating of features. Data analysis includes multidimensional scaling (MDS), hierarchical cluster analysis (HCA), and semantic analyses. Musical experts (i.e., critics, musicians, researchers) of the German Radio Jazz Research (RJR) association took part in study. The participants generated 81 features of improvisational expertise. MDS, HCA and a semantic analysis resulted in a 7-cluster concept map. Skills, knowledge and attitudes related to individuality (uniqueness) were central to the map. The most highly valued (and teachable) features of expertise had to do with musical interaction (communication). The experts further acknowledged the value of musical exploration and (continuous) development of expertise. The map is a useful impetus for the (re)development of curricula in music education.

Christian Rentsch:

Die Misere der Jazzkritik
Der Vortrag soll einerseits zur kritischen Reflexion der eigenen Arbeit beitragen und  andererseits für Anregungen sorgen könnte, um die Bedeutung, die Relevanz und Aktualität der Fachpresse zu verbessern.

Änderungen vorbehalten

Website: www.jazzfestival-muenster.de

Programm: https://jazzfestival.multimediadesign.net/programm/index.php