Call for Papers / Einladung zur Mitarbeit
AT: Jazz-Sounds in der deutschen Fernsehmusik der 1950er, 1960er und 1970er Jahre
Die sich rasch vergrößernde Produktion des deutschen Fernsehens in den 1950ern, 1960ern und 1970ern öffnete auch einen rasch wachsenden Bedarf an Musikern, die erforderlichen Soundtracks zu komponieren – und es mag im Nachblick überraschen, wie viele Jazzmusiker sich der Aufgaben annahmen, für TV-Spielfilme, Dokumentationen und Serien zu arbeiten. Man mag darüber streiten, ob Joachim-Ernst Behrendts seinerzeit geäußerte Vermutung, Jazz sei „die Fernsehmusik par exellence», weil – wenn sie „richtig und voller Verständnis im Fernsehen präsentiert» werde, schnell klar werde, dass es „kein anderes technisches Medium, die Langspielplatte eingeschlossen,» gebe, „das stärker zu einem unmittelbaren und elementaren Verständnis beitragen [könne] als eben das Fernsehen» (aus seinem Buch Ein Fenster aus Jazz, 1977). Tatsächlich erstaunt der Blick auf die TV-Produktionen der beiden Dekaden, wie oft Jazzmusiker als Komponisten für das Fernsehen gearbeitet haben und wie vielfältig Jazz-Idiome in TV-Alltagsgenres erklingen.
Tatsächlich ist das Feld der Fernsehmusiken weitestgehend unerschlossen. Darum soll das vorgeschlagene Projekt die filmographische Dokumentation an den Anfang stellen. Als Modell für die Verzeichnisse können zwei Listen zur Arbeit von Bert Grund und Erwin Ferstl dienen (unten zum Download), denen weitere mehr oder weniger umfangreiche Listen zur Seite treten sollen, die am Ende zu einer Gesamtdokumentation zusammengefasst werden sollen. Selbst für Musiker wie Wolfgang Dauner, Klaus Doldinger, Rolf Kühn, Manfred Schoof oder Eberhard Weber liegen bis heute keine detaillierten Listen vor.
Im zweiten Schritt ist eine Werkstatt-Tagung der Radio-Jazz-Research-Gruppe geplant, die sich der jazzgeschichtlichen Bedeutung der TV-Arbeiten von Jazzmusikern annähern soll.
In diesem Kontext laden wir ein:
1. Filmographische Kompendien zur Arbeit einzelner Jazzmusiker beizutragen;
2. Hypothesen zu formulieren, welche Rolle die Präsenz von Jazzmusikern in der Fernsehmusik jazzgeschichtlich hat, inwieweit sie zur Kultivierung des Jazz beigetragen hat und wie sie die ästhetischen Bedingungen des Fernsehens reflektiert. Die erste Phase des Projekts soll 2021 in die erwähnte Tagung einmünden. Die Koordination der Beiträge obliegt Bernd Hoffmann (hoffmann@radiojazzresarch.de) und Hans J. Wulff (hwulff@uos.de).