12.-14. September 2024
13. September 2024. 14.30 Uhr
Das RJR-Porträt01.
Thomas Mau (Moderation)
Die Klarinettistin und Festivalmacherin Annette Maye
14. September 2024. 10.00 Uhr
Das RJR-Porträt02
Ulrich Habersetzer (Moderation)
Die Flötistin und Bandleaderin Stephanie Wagner
Neue Perspektiven bringen neue Präsentationsweisen hervor, so auch bei der 48. Tagung der Arbeitsgruppe Radio Jazz Research (RJR). Erneut werden sich Austausch und Diskussion um die mediale Repräsentanz des Jazz drehen. Beim vorigen Treffen (47. Tagung, Bad Goisern/Österreich) war das Thema vorrangig aus der Perspektive seiner historischen Entwicklung aufbereitet worden. Diesmal wählt Radio Jazz Research beim Blick auf das Verhältnis von Jazz und Rundfunk eine eher ungewohnte Perspektive: Es ist der Versuch, aus einer Sichtung der Gegenwart einen Blick in die Zukunft zu werfen. Während in Bad Goisern Einzelvorträge den Diskurs anstießen und lenkten, wird bei der RJR-Tagung in Siegburg versucht, verschiedene Sichtweisen in Form von Paneldiskussionen zu umreißen.
Neu eingeführt wird – unabhängig vom Leitthema – die Reihe RJR-Portraits. In Gesprächsportraits werden Musikerinnen bzw. Musiker vorgestellt. Dabei soll neben biographischer Information und ästhetischer Analyse auch die Sinnlichkeit ihrer eigentlichen, nämlich musikalischen Arbeit zur Geltung kommen. In Siegburg wird Ulf Drechsel, ehemaliger Jazzredakteur des rbb, die Kölner Klarinettistin Annette Maye präsentieren, und Ulrich Habersetzer von der Jazz-Redaktion des Bayerischen Rundfunks öffnet ein Fenster zu der Flötistin Stephanie Wagner und ihrer Musik.
In Anbetracht der aktuellen, sich rasant fortentwickelnden Diskussionen um Reformen des Gefüges des öffentlichen Rundfunks, ist es kaum zu vermeiden, den aktuellen Stand der Bestrebungen zur „Reform“ der öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems in Deutschland zu einem Punkt des Tagungsprogramms zu machen. Zum erklärten Programm der Leitungsetagen der in der ARD zusammengeschlossenen Anstalten gehört es, in möglichst vielen Themenbereichen die Zahl parallel arbeitender Fachredaktionen drastisch zu reduzieren. Der Jazz ist in dieser Hinsicht nur einer von vielen Bereichen, allerdings einer, für dessen Lebensfähigkeit die Kooperation mit den Jazzredaktionen von besonderer Bedeutung ist. Weniger Programmstunden zum Thema Jazz bedeuten weniger eigene Musikproduktionen, weniger eigene Klangkörper, weniger Förderung für regionale Musiker, weniger ästhetische Bandbreite und Tiefgang. Eine Verödung des Diskurses steht zu befürchten. So dient das Gespräch von Bernd Hoffmann (Jazzforscher und ehemaliger Jazzredakteur WDR) mit Ulf Drechsel und dem Hamburger Autor Stefan Hentz zum aktuellen Stand als Achse, um die herum sich Gespräche zu verschiedenen Handlungsfeldern der Kooperation zwischen Jazz und dem Medium Rundfunk gruppieren.
Einen ersten Einstieg ins Thema bietet mit Das Jazz-Radio der Zukunft, eine Gesprächsrunde, in der der WDR-Moderator Thomas Mau aus Wuppertal, die Hamburger Tonmeisterin Tamara Bendig, der Gießener Musikjournalist Hans-Jürgen Linke und Ulrich Habersetzer vom BR aus München versuchen, einige Dimensionen des aktuellen Bildes in die Zukunft zu extrapolieren.
In der Gesprächsrunde Jazz und seine mediale Vergänglichkeit kommt Arne Schumacher, freier Musikjournalist und vormals Redakteur bei Radio Bremen, mit Oliver Weindling vom Jazzclub Vortex aus London, Stefan Hentz, Ö1-Jazzredakteur Andreas Felber aus Wien sowie der Archivar Andreas Kisters von Radio Bremen auf jazzhistorische Schätze zu sprechen, die sich über die Jahrzehnte in den Archiven der ARD-Anstalten angesammelt haben und die es zu bewahren gilt. Einige davon kommen nach und nach wieder an das Licht der interessierten Öffentlichkeit. Generell stellt sich die Frage: Wie ist der Zugang zu den jazzhistorischen Quellen in den Archiven der ARD?
Weitere Aspekte der anstehenden Veränderungen der Jazzpräsentation im Radio erörtert Bernd Hoffmann im Gespräch Die Festivals und ihre medialen Präsentationen mit Urs Röllin vom (Schaffhausen Festival) und Paul Zauner (InnTöne), den Kuratoren zweier der wichtigsten Festival-Institutionen direkt hinter den deutschen Grenzpfosten.
Arne Schumacher befragt den mit dem Innenleben der WDR-Big Band wohlvertrauten Kölner Jazzjournalisten Jörg Heyd unter dem sprechenden Titel In a Sentimental Mood – zur Stimmungslage der ARD Klangkörper. Ulf Drechsel wiederum hält in der Gesprächsrunde Das Jazzradio: Information, Inspiration, Interaktion, einem Dreiergespräch mit Annette Maye und dem Saxofonisten Marcus Bartelt, Ausschau nach frischen Bestrebungen, jenseits des Einzugsbereichs der öffentlich-rechtlichen Anstalten respektables Jazz-Radio auf der Höhe der Zeit zu ermöglichen.
Den Reigen der Gespräche rundet schließlich die Podiumsdiskussion War es das? ab, in der Bernd Hoffmann mit der Geschäftsführerin der Deutschen Jazzunion, Camille Buscot, der Flötistin Stephanie Wagner, sowie den RJR-Mitgliedern Ulf Drechsel, Arne Schumacher und Oliver Weindling die Ergebnisse dieser 48. RJR-Tagung zusammenfasst und Perspektiven für kommende Radio Jazz Research-Tagungen entwickelt.
sth