Programm
Donnerstag, 5. Januar: 15.00 Uhr – 18.00 Uhr
95 Thesen zu „Jazz & Kulturpolitik“
Tobias Richtsteig
Was erwartet Ihr? Die UDJ und die Realität
Tinka Koch im Gespräch mit Urs Johnen (UDJ) und Dr. Jan Bäumer (3sat)
Eine Klassische Neid-Debatte? – Über das Subventionieren von Jazz
Oliver Weindling befragt Hennig Bolte (Journalist)
18:00 Uhr: Mitgliederversammlung
Freitag, 6. Januar: 9.30 Uhr – 13.00 Uhr
Wenig Applaus für den Jazz – Die UDJ-Studie en Detail
Martin Laurentius und Peter Ortmann
Wo geht es hin? Musikindustrie und Landesmusikrat
Arne Schumacher im Gespräch mit Dr. Florian Drücke (Echo Jazz) und Dr. Robert von Zahn (Landesmusikrat NRW)
Vom Club zur Republik – Szene-Protagonisten im Gespräch
Michael Rüsenberg im Gespräch mit Lena Jeckel (Bunker Ulmenwall, Bielefeld) – Andreas Kimpel (Stadt Gütersloh) – Dr. Ruth Seidl (Landtag NRW) – Siegmund Ehrmann (Bundestag)
Durch die Tagung führte Michael Rüsenberg.
Jazz und Kulturpolitik
Der Jazz ist ein schillernd Ding. Kaum zu definieren, aber nett zu beschreiben: expressiv und hot, lässig und cool – ein musikalisches Reich der Freiheit. Wenig könnte ihm ferner sein als die alltäglichen Mühen der Kulturpolitik, ihre Gremiensitzungen und Ausschussarbeit, parteitaktischen Ränkespiele und die sprachliche Tortur bürokratischer Wortgeburten.
Dennoch drängen die beiden widerspenstigen Pole immer wieder zu einer Verbindung, die Erfolge zeigt. War es vor bald 50 Jahren die erste Generation der deutschen Jazzszene, die sich mit der Gründung der UDJ ein Organ zur Interessenvertretung schuf, das immerhin dazu beitrug, dass Jazzmusiker heute über die Künstlersozialkasse einen Zugang zu Kranken- und Rentenversicherung haben, schuf Mitte der 1980er-Jahre eine jüngere Generation von Musikern in langwieriger Auseinandersetzung mit der Kölner Lokalpolitik einen von Musikern geführten Jazzclub, der nach wie vor zu den wichtigsten im Land zählt.
Und heute, wiederum nach jahrzehntelanger Anschubarbeit im Untergrund von Selbsthilfeorganisationen wie der selbstlegitimierten BK Jazz und anderen Initiativen, aber auch nach ebenso zähen Vorarbeiten von Freunden des Jazz auf den verschiedenen parlamentarischen Ebenen, scheint die Verbindung von Jazz und Kulturpolitik derzeit ein drängendes Thema zu sein: Bund und (manche) Bundesländer erklären sich bereit, den Jazz mit Mitteln aus dem Staatssäckel verstärkt zu fördern.
Und natürlich, das ist das Wesen der Kulturpolitik, stehen die Interessenten Schlange. Die Vertreter der Clubs registrieren erfreut, dass das Preisgeld für den Spielstättenprogrammpreis APPLAUS nach fünf Jahren verdoppelt wird. Die nach Jahrzehnten weitgehender Funkstille wiederbelebte UDJ freut sich über Mitgliederrekorde und erste Ansätze zu einer gesicherten Mindestgage für Musiker. Ein bekannter Trompeter träumt dagegen groß und präsentiert seine Vorstellung eines deutschen House of Jazz in Berlin, das das gesamte Spektrum des Jazz vom szenigen Club bis zum vornehmen Konzertsaal, von experimentellen Begegnungen bis hin zum Jazzmuseum abdecken soll.
Text: Stefan Hentz