46. RJR-Tagung in Mannheim – verschoben auf 2025/2026

„Medien. Macht. Musik: Jazz-Klischees in der Diskussion“

In Kooperation mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim, Tagungsort: N7 18,  68161 Mannheim

Wenn von einem Klischee die Rede ist, ist der Vorwurf nicht weit. Das gilt erst recht für improvisierte Musik wie dem Jazz. Bestimmte Jazz-Phänomene als „klischeehaft“ abzuwerten ist üblich; dem Stehen Aufwertungen durch Adjektive wie „authentisch“ gegenüber. Doch sind solche Urteile nicht schon selbst wieder klischeehaft?

Dies führt zur Überlegung, dass bestimmte Zuschreibungen nicht von vornherein als Klischees gegeben sind, sondern erst in einem Prozess nach und nach zu Klischees erstarren. Wodurch aber werden Zuschreibungen zu Klischees?

Hier kommt die Musik- und Medienindustrie ins Spiel, zusammen mit journalistischem und wissen-schaftlichem Reden bzw. Schreiben, aber auch Aussagen von Musikerinnen und Musikern selbst, die den Diskurs bestreiten. Durch allzu häufige, pauschale, also unreflektierte Verwendung eigentlich spezifischer Begriffe kann deren Semantik zum bloßen Etikett verfallen. Aber auch etwa dadurch, dass die Begriffe sich nicht mehr mit ihrer einstigen Bedeutung in Einklang bringen lassen, weil musikalische Entwicklungen bestimmte Ausprägungen hinter sich gelassen haben.

Doch bei der Diskussion von Klischees in der Musik im Allgemeinen und im Jazz im Speziellen kann es nicht nur um begriffliche Zuschreibungen gehen. Vielmehr geraten auch musikalische Phänomene in den Blick. Man denke nur an individuelle Licks oder den „eigenen Sound“ von Improvisierenden als Ausdruck einer originellen Persönlichkeit. Auch hier stellen sich analog die Fragen: Wie lange kann ein individuell geprägter Lick oder der „eigene“ Sound als Kriterium für Authentizität gelten? Wodurch und wann erstarren solche Eigenheiten zum Klischee?

Doch selbst die eindeutig negative Konnotation von Klischees lässt sich hinterfragen. Denn: Werden gelingende Jazz-Prozesse nicht gerade auch durch jeweils aktualisiertes improvisatorisch-kreatives Zu-sammenspiel mit Klischees deutlich? Und: Braucht das Sprechen und Schreiben über Jazz für einen kommunikativ gelingenden Diskurs nicht auch Klischees?

Verschiedene mediale und musikalische Facetten geraten in den Blick: Hans-Jürgen Linke bespricht Fragen zum Wechselspiel zwischen Jazz und Medien: Wie können Medien den Charakter der Musik, die sich auf ihnen verbreitet, beeinflussen? Oder schafft sich die Musik ihr angemessenes Medium? Jürgen Arndt hinterfragt die Funktion von Klischees im Diskurs wie in der Praxis des Jazz. Stefan Hentz, Michael Rüsenberg und Arne Schumacher diskutieren – nicht zuletzt vor dem Hintergrund ihrer eigenen jahrzehntelangen journalistischen Erfahrungen – allgemeine Fragen und konkrete Beispiele von Klischees. Kai Lothwesen untersucht Klischees, die sich in den 1960er Jahren zum Free Jazz gebildet haben. Gabriele Maurer befragt gegenwärtige Social-Media-Aktivitäten von Musikerinnen und Musikern nach Art und Funktion von Klischees zur Präsentation ihrer Jazz-Aktivitäten. Schließlich weitet Christofer Jost den Blick über den Jazz hinaus; er befasst sich unter der Überschrift „Formeln der Könnerschaft“ mit verschiedenen Ausprägungen des Virtuosen in populären Musikformen.

Tag 1

Hans Jürgen Linke (Gießen): Medien machen Musik

Jürgen Arndt (Mannheim): Notwendigkeit und Fragwürdigkeit von Klischees im Jazz

Podiumsgespräch zu Klischees im Jazz mit Stefan Hentz (Hamburg), Michael Rüsenberg (Köln), Arne Schumacher (Bremen) [Moderation: Jürgen Arndt]

Tag 2

Kai Lothwesen (Trossingen): Free Jazz-Klischees

Gabriele Maurer (Mannheim): Jazz-Klischees in Social Media

Christofer Jost (Freiburg): Formeln der Könnerschaft. Über Virtuosität in den artistischen Praktiken der populären Musik

Änderungen vorbehalten, Programm, Stand 26.4.2023

46. RJR Tagung in Mannheim

„Medien. Macht. Musik: Jazz-Klischees in der Diskussion“

In Kooperation mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim

19./20. Oktober 2023

Wenn von einem Klischee die Rede ist, ist der Vorwurf nicht weit. Das gilt erst recht für improvisierte Musik wie dem Jazz. Bestimmte Jazz-Phänomene als „klischeehaft“ abzuwerten ist üblich; dem Stehen Aufwertungen durch Adjektive wie „authentisch“ gegenüber. Doch sind solche Urteile nicht schon selbst wieder klischeehaft?

Dies führt zur Überlegung, dass bestimmte Zuschreibungen nicht von vornherein als Klischees gegeben sind, sondern erst in einem Prozess nach und nach zu Klischees erstarren. Wodurch aber werden Zuschreibungen zu Klischees?

Hier kommt die Musik- und Medienindustrie ins Spiel, zusammen mit journalistischem und wissen-schaftlichem Reden bzw. Schreiben, aber auch Aussagen von Musikerinnen und Musikern selbst, die den Diskurs bestreiten. Durch allzu häufige, pauschale, also unreflektierte Verwendung eigentlich spezifischer Begriffe kann deren Semantik zum bloßen Etikett verfallen. Aber auch etwa dadurch, dass die Begriffe sich nicht mehr mit ihrer einstigen Bedeutung in Einklang bringen lassen, weil musikalische Entwicklungen bestimmte Ausprägungen hinter sich gelassen haben.

Doch bei der Diskussion von Klischees in der Musik im Allgemeinen und im Jazz im Speziellen kann es nicht nur um begriffliche Zuschreibungen gehen. Vielmehr geraten auch musikalische Phänomene in den Blick. Man denke nur an individuelle Licks oder den „eigenen Sound“ von Improvisierenden als Ausdruck einer originellen Persönlichkeit. Auch hier stellen sich analog die Fragen: Wie lange kann ein individuell geprägter Lick oder der „eigene“ Sound als Kriterium für Authentizität gelten? Wodurch und wann erstarren solche Eigenheiten zum Klischee?

Doch selbst die eindeutig negative Konnotation von Klischees lässt sich hinterfragen. Denn: Werden gelingende Jazz-Prozesse nicht gerade auch durch jeweils aktualisiertes improvisatorisch-kreatives Zu-sammenspiel mit Klischees deutlich? Und: Braucht das Sprechen und Schreiben über Jazz für einen kommunikativ gelingenden Diskurs nicht auch Klischees?

Verschiedene mediale und musikalische Facetten geraten in den Blick: Hans-Jürgen Linke bespricht Fragen zum Wechselspiel zwischen Jazz und Medien: Wie können Medien den Charakter der Musik, die sich auf ihnen verbreitet, beeinflussen? Oder schafft sich die Musik ihr angemessenes Medium? Jürgen Arndt hinterfragt die Funktion von Klischees im Diskurs wie in der Praxis des Jazz. Stefan Hentz, Michael Rüsenberg und Arne Schumacher diskutieren – nicht zuletzt vor dem Hintergrund ihrer eigenen jahrzehntelangen journalistischen Erfahrungen – allgemeine Fragen und konkrete Beispiele von Klischees. Kai Lothwesen untersucht Klischees, die sich in den 1960er Jahren zum Free Jazz gebildet haben. Gabriele Maurer befragt gegenwärtige Social-Media-Aktivitäten von Musikerinnen und Musikern nach Art und Funktion von Klischees zur Präsentation ihrer Jazz-Aktivitäten. Schließlich weitet Christofer Jost den Blick über den Jazz hinaus; er befasst sich unter der Überschrift „Formeln der Könnerschaft“ mit verschiedenen Ausprägungen des Virtuosen in populären Musikformen.

Donnerstag, 19.10.2023, 13-18 Uhr, Kammermusiksaal

Hans Jürgen Linke (Gießen): Medien machen Musik

Jürgen Arndt (Mannheim): Notwendigkeit und Fragwürdigkeit von Klischees im Jazz

Podiumsgespräch zu Klischees im Jazz mit Stefan Hentz (Hamburg), Michael Rüsenberg (Köln), Arne Schumacher (Bremen) [Moderation: Jürgen Arndt]

Freitag, 20.10.2023, 9-13 Uhr, Kammermusiksaal

Kai Lothwesen (Trossingen): Free Jazz-Klischees

Gabriele Maurer (Mannheim): Jazz-Klischees in Social Media

Christofer Jost (Freiburg): Formeln der Könnerschaft. Über Virtuosität in den artistischen Praktiken der populären Musik

Änderungen vorbehalten, Programm, Stand 26.4.2023

45. RJR-Arbeitstagung in Gütersloh | 11. – 12. Mai 2023

Gütersloh, 11.- 12. Mai 2023

Ort: Stadthalle Gütersloh // Hotel:  Holiday Inn

45. RADIO JAZZ RESEARCH-Tagung 

„Jazz und Kommunalpolitik“

In Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Gütersloh.
Programm Lena Jeckel / Bernd Hoffmann
Moderation: Arne Schumacher


„Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt“, sagt der chinesische
Philosophen Laotse vor vielen Jahrhunderten. „Alles Globale beginnt lokal“, lautet die leicht
zugespitzte Übersetzung, die die Arbeitsgruppe Radio Jazz Research, einem internationalen
Kreis von Diskurs-Agenten aus Jazz-Wissenschaft, -Publizistik und anderen Jazz-bezogenen
Arbeitsfeldern ihrer 45. Arbeitstagung unterlegt hat. Das Globale und das Lokale: „Jazz und
Kommunalpolitik“ ist das Thema einer Tagung, die Ansatzpunkte für viele erste Schritte
fokussiert.
Nach der Begrüßung de Teilnehmer:innen durch Andreas Kimpel, Kulturdezernent der Stadt
Gütersloh und den RJR-Vorsitzenden Bernd Hoffmann, bezieht sich der erste Teil der Tagung
auf das harte Brot der kommunalen Kulturpolitik. Die Geschäftsführerin des Kultursekretariats
NRW, Antje Nöhren, referiert über Potentiale der Förder- und Netzwerkstrukturen für die
Kultur in NRW und als Vertreter der Deutschen Jazz Union spricht Jan Monazahian über
Regionale Aspekte der Jazzvermittlung und Demokratieförderung. Im Anschluss kommt es zu
einem Gesprächspodium mit Andreas Kimpel, Emilian Tantana vom Jazzclub Bad Ischl und
Arnd Weidler vom Deutschen Jazzinstitut in Darmstadt.
Sozusagen nachholend entwirft der Psychologe, Jazz-Aktivist und Medienmacher Constantin
Sieg am folgenden Vormittag ein sehr konkretes Bild von der Jazzwirklichkeit in der
oberhessischen Provinz zwischen Bad Hersfeld und Universitätsstadt Marburg, die nicht nur
als Gründungsort der Union Deutscher Jazzmusiker (heute: Deutsche Jazz-Union) vor 50
Jahren eine wichtige Rolle in der Geschichte des deutschen Jazz spielte. Paul Zauner, Musiker
und Konzert- sowie Festivalveranstalter aus der österreichisch-deutschen Donauregion
hinterleuchtet das Zusammenspiel zwischen universitärer Jazzausbildung und den Fallstricken
der befassten Kommunalpolitik, während der Radiomoderator und -Autor Thomas Mau ein
Thema mit hoher politischer Relevanz unter seine Lupe nimmt: die wechselseitige Befruchtung
zwischen Rundfunkanstalten und dem vielgestaltigen Jazzleben in den Regionen, die sich seit
der Gründung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nach dem 2. Weltkrieg immer
wieder bewährt hat.

Stefan Hentz

PROGRAMM:

Donnerstag: 11. Mai 2023, Raum K 21

Begrüßung: Kimpel /Hoffmann

15.00 Uhr:
Antje Nöhren (Kultursekretariat NRW, Gütersloh):
Potenziale der Förder- und Netzwerkstrukturen für die Kultur in NRW

16.00 Uhr:
Jan Monazahian (DJU):  
Politisch gebildet dank Jazz?
Einblick in regional verankerte Modellprojekte

17.00 Uhr:
Diskussion: Jazz und Kommunalpolitik  
Mit Andreas Kimpel (Stadt Gütersloh), Emilian Tantana (Jazzclub Ischl), Stefan Hentz (Freier Journalist)

18.00 Uhr:
Mitgliederversammlung mit Wahlen

20.00 Uhr Abendessen: Alex, Sprenger Str. 11, Gütersloh: 05241 16877

Freitag:  12. Mai 2023, Raum K 21

9.30 Uhr:
Constantin Sieg (RJR):
Bilder aus der Provinz

10.30 Uhr:
Paul Zauner (Festival InnTöne):
Verlinkungen: Universitäre Jazz Ausbildung & Kommunalpolitik

11.30 Uhr:
Thomas Mau  (Freier Journalist, WDR):
„Gut zu haben, aber nicht relevant“
Das Verhältnis zwischen Rundfunkanstalten und der Festival-Szene

13.00 Uhr Mittagessen 

44. RJR Arbeitstagung in Münster | 05. – 06. Januar 2023: Wildcard

Themen von Radio Jazz Research-Mitgliedern 

Wildcard ist ein wiederkehrendes Tagungsformat, in dem der Arbeitskreis Radio Jazz Research, nicht wie im Regelfall ein leitendes Thema aus verschiedenen Perspektiven ausleuchtet, sondern in einem thematisch offenen Reigen von Vorträgen, Referaten, Podiumsgesprächen die breit gestreute Kompetenz der versammelten Jazzhistoriker, -forscher und -publizisten in den Fokus nimmt.

Obwohl die Freiheit der Referenten bei der Wahl ihrer Themen freie Hand haben, ergeben auch bei der 44. Arbeitstagung am 5./6. Januar 2023 in Münster thematische Schwerpunkte und Überlappungen. Während Michael Rüsenberg (Köln) in seiner Erörterung der Frage „Wem gehört der Jazz“, Bestrebungen innerhalb der deutschen Jazzszene aufgreift, Jazzhochschulen in «Black American Music Institutes» umzutaufen, nähert sich Gerhard Putschögl (Frankfurt/Main) in seinem Referat „Reinterpretation/Covering unter der Perspektive der ‚kulturellen Aneignung’“ ebenfalls Fragen von Identitäts- und Besitzverhältnissen im Bereich des Jazz.

Ein zweiter Themencluster thematisiert die Instrumentalisierung des Jazz im Kulturkampf der Systeme zur Zeit des Kalten Krieges. Konstantin Jahn (Dresden) verfolgt in „Henry Pleasants oder die Jazz-Hipster der CIA“ die Versuche des Leiters des CIA-Büros in Bonn, mittels des Freiheitsversprechens, das man dem Jazz (und auch der abstrakten Malerei) zuschrieb, kulturelle Geländegewinne gegenüber der zweifelhaften Attraktivität des sogenannten „realen Sozialismus“ zu erzielen. Unser Gast, Rüdiger Ritter (Bremerhaven), dagegen untersucht mit seinem Vortrag „Ein zweischneidiges Schwert“, wie West und Ost in der Blockkonfrontation, den Jazz als Propagandawaffe nutzten.

Relativ unverbunden sind schließlich die Referate von Michael Krzeminski (Bonn), der unter dem Titel „Innovation im Jazz“ musikalische Innovationsprozesse im Jazz aus kommunikationssoziologischer Perspektive untersucht und Iwan Wopereis’ (Rotterdam) Nachbericht über die Anwendung seiner empirischen Erhebung „Music experts› knowledge on improvisational expertise: The RJR case“ auf den Arbeitskreis Radio Jazz Research selbst. Einen weiteren selbstreflexiven Akzent bildet schließlich Christian Rentschs (Zürich) Überlegungen über „Die Misere der Jazzkritik“ als Schlusspunkt der Tagung.

Wir erweitern die Tagung durch eine Präsentation der Deutsche Jazzunion zur „Jazzstudie 2022“ und einem ersten Einblick in das Projekt „Jazzpilot*innen“.

5. Januar 2023  14.30
Begrüßung: Frauke Schnell, Kulturamt Stadt Münster, Dr. Bernd Hoffmann RJR

5. Januar 2023  15.00 Uhr
Michael Krzeminski:

Innovation im Jazz 

Der Beitrag technischer Innovationen zum gesellschaftlichen Wandel gilt – u.a. durch kommunikationssoziologische Untersuchungen – als verhältnismäßig gut ausgeleuchtet. Wie verhält es sich jedoch mit Innovationen im Jazz? Welchen Rang hat hier Neues im Verhältnis zum Traditionellen, ergeben sich markante Innovationspfade oder gar Innovationssprünge aufgrund der Wechselwirkung mit anderen Gesellschaftsbereichen und welche Rolle spielt der geniale Erfinder? Sind Entstehung und Entwicklung des Jazz womöglich insgesamt kultureller Ausdruck neuzeitlicher Fortschrittssehnsucht? Im Vortrag wird versucht, Erkenntnisse der allgemeinen Innovationsforschung möglichst anschlussfähig für eine jazzkundliche Debatte aufzubereiten.

5. Januar 2023  16.00 Uhr
Michael Rüsenberg:

Wem gehört der Jazz?

Oder, warum deutsche Jazzhochschulen nicht in «Black American Music Institutes» umgetauft werden sollten

5. Januar 2023  17.00 Uhr
Gerhard Putschögl:

Reinterpretation/Covering unter der Perspektive der „kulturellen Aneignung“

Erfolgreiche Kompositionen und markante Stilkomponenten boten in sämtlichen musikalischen Genres von jeher Anlaß zur Nachahmung, Verarbeitung und Umdeutung. Anhand ausgewählter Beispiele werden hier unterschiedliche Aspekte der Adaption, der Reinterpretation, des Coverns beleuchtet: neben der Betrachtung von Details der musikalischen Verarbeitung und den z.T. bemerkenswerten soziokulturellen Auswirkungen dieser Vorgänge gilt es auch den Blick auf den Aspekt „kulturelle Aneignung“ (Distelhorst 2021) zu werfen.

5. Januar 2023  18.00 Uhr
Außerordentliche Mitgliederversammlung

6. Januar 2023  9.30 Uhr
Konstantin Jahn:

Henry Pleasants oder die Jazz-Hipster der CIA 

Henry Pleasants (1910-2000), amerikanischer Musikwissenschaftler und Jazz-Aficcionado, leitete  zwischen 1956-1964 das CIA-Büro in Bonn. Er war maßgeblich an der Gründung des Bundesnachrichtendienstes beteiligt. Für Pleasants und andere Kader der CIA war Jazz ihre ›secret sonic weapon‹  im Kalten Krieg. Die Ivy League-Zöglinge der CIA  förderten weltweit – und speziell in der BRD – Jazz und abstrakten Expressionismus im antikommunistischen Kulturkampf. Nicht selten, verbarg sich hinter dem progressiven Kulturverständnis, reaktionäre Machtpolitik.

6. Januar 2023  10.30 Uhr
Rüdiger Ritter:

Ein zweischneidiges Schwert:

Wie West und Ost im Kalten Krieg den Jazz als Propagandawaffe nutzten

 Seit den Forschungen Penny van Eschens und anderen ist bekannt, dass Jazz  von der US-Administration gezielt als Mittel zur psychologischen Kriegsführung im Kalten Krieg eingesetzt wurde. Weit weniger bekannt ist, dass auch die Sowjetunion und die Ostblockstaaten das traten, und zwar mit erstaunlicher Kreativität. Dr. Rüdiger Ritter zeigt in seinem Vortrag, wie die Kulturpolitiker auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs ihr Gegenüber genau beobachteten und dann gezielt Einfluss auf den Jazz und das Jazzleben nahmen. Dabei verwendet er Archivmaterial aus amerikanischen, russischen, polnischen und deutschen Archiven.

6. Januar 2023  11.30 Uhr
Iwan Wopereis:

Music experts› knowledge on improvisational expertise: The RJR case

Improvisational expertise in jazz entails a dynamic mixture of musical knowledge, skills, and attitudes that is needed to improvise consistently and superiorly on a set of representative improvisational tasks. This study presents a group concept mapping (GCM) study that identifies critical constituents of improvisational expertise. Data collection in GCM consists of the generation, sorting, and rating of features. Data analysis includes multidimensional scaling (MDS), hierarchical cluster analysis (HCA), and semantic analyses. Musical experts (i.e., critics, musicians, researchers) of the German Radio Jazz Research (RJR) association took part in study. The participants generated 81 features of improvisational expertise. MDS, HCA and a semantic analysis resulted in a 7-cluster concept map. Skills, knowledge and attitudes related to individuality (uniqueness) were central to the map. The most highly valued (and teachable) features of expertise had to do with musical interaction (communication). The experts further acknowledged the value of musical exploration and (continuous) development of expertise. The map is a useful impetus for the (re)development of curricula in music education.

6. Januar 2023  12.30 Uhr
Christian Rentsch:

Die Misere der Jazzkritik

Einerseits soll der Beitrag zur kritischen Reflexion der eigenen Arbeit beitragen und  andererseits für Anregungen sorgen könnte, um die Bedeutung, die Relevanz und Aktualität der Fachpresse zu verbessern.

6. Januar 2023  14.30 Uhr
Jakob Fraisse/ Jan Monazahian:

Präsentation der Deutsche Jazzunion zur „Jazzstudie 2022“ und das Projekt „Jazzpilot*innen“.

Mit der „Jazzstudie 2022“ will die Deutsche Jazzunion einen Beitrag zu einem tieferen Verständnis für die Situation von Jazzmusikerinnen und Jazzmusikern in Deutschland leisten. Neben Veränderungen der sozioökonomischen Situation stehen in der „Jazzstudie 2022“ insbesondere die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Berufspraxis und das persönliche Wohlbefinden im Fokus. Außerdem wird die Dokumentation des Kooperationsprojekts „Jazzpilot*innen“ der Deutschen Jazzunion und der Bundeszentrale für politische Bildung präsentiert.

ÄNDERUNGEN VORBEHALTEN

43. RJR Arbeitstagung in Lübeck | 08. – 10. September 2022

© Maximilian Busch

43. RJR-Tagung: Identitäten im Jazz

In Zusammenarbeit mit dem „Jazzpool Lübeck e.V.“ im Rahmen des Travejazz-Festivals.

Ein Resümee von Stefan Hentz

Nach „Identitäten“, Plural, fragte die 43. Arbeitstagung von Radio Jazz Research am 9. und 10. September in Lübeck, und schon in der Pluralbildung bildete sich die Fragilität statischer Konzepte von Identität ab. Wer auf den Begriff Identität zurückgreifen will, so scheint es, sollte eine Vielfalt von Identitäten oder Zuschreibungen voraussetzen, deren Nebeneinander erst die eine, von allen anderen unterscheidbare Identität eines Individuums beschreibt.

Mit seinen Überlegungen über Identitäten im Jazz, legte Michael Rüsenberg zur Einführung in die Tagung schon einmal eine funkensprühende Lunte an Konzepte, die mit dem Begriff der Identität versuchen, ästhetische Praktiken und Strategien im Jazz zu begründen. Im Anschluss an den Philosophen Wolfgang Welsch, der Identität trocken als die „singuläre Beziehung eines Gegenstandes zu sich selbst“ beschreibt, als ein „Amalgam aus Wahrheit und Dichtung, aus Realität und Wünschen“ und damit als eine „von Grund auf soziale Angelegenheit“, die man nicht aus sich selbst heraus entwickeln kann. „Wo immer man genauer nachforscht“, zeigt sich nach Welsch, „dass das, was angeblich rein national ist, in Wahrheit auf einem Mix internationaler und transnationaler Komponenten beruht“. Transkulturalität ist demnach „die Regel und die Realität“.

Dennoch, so zeigte sich im weiteren Verlauf der RJR-Tagung, lassen sich Aspekte der Beschreibung von Identität, lassen sich Gender, Ethnizität, Bildung, sozialer Status, und viele weitere, für die Beschreibung von realen Verhältnissen in dem sozialen Feld des Jazz mit Recht verwenden. Aus der Sicht eines Lehrenden, zu dessen Ethos es gehört, zu versuchen, allen seinen Studierenden gerecht zu werden, zäumte Andre Doehring, Leiter des Instituts für Jazzforschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz seinen Vortrag „’They say I’m different’: Identitäten im und für den Jazz erkennen, verstehen und fördern“, am Beispiel einer Studentin auf, die zwar eine sehr talentierte, ausdrucksstarke und ideenreiche Sängerin sei, aber von den verschiedenen Regelsystemen, die die Akzeptanz vor allem im Bereich Jazz regeln, von entsprechenden stilistischen Vorschriften und Verhaltenscodes immer wieder abgeschreckt wurde und sich stilistisch mittlerweile auf ihren Ausgangspunkt zurückbesonnen hat: auf den scheinbar so machohaften Hardrock. Das didaktische Ideal der Horizonterweiterung konnte so offenbar nicht realisiert werden.

In eine ähnliche Kerbe schlug auch die Ethnomusikologin und Musikwissenschaftlerin Christiane Gerischer, die bis vor kurzem in Potsdam als Präsidentin die Fachhochschule Clara Hoffbauer leitete, die in ihren Ausführungen über weibliche Drummer im Jazz, mit der verbreiteten Wahrnehmung aufräumte, dass sich deren Lage schon wesentlich verbessert habe. Im Gegenteil: rein zahlenmäßig waren Frauen in den 1940er-Jahren, als viele der männlichen Kollegen in den Kriegsdienst eingezogen waren, besser vertreten als heute. Doch noch heute werden Schlagzeugerinnen (und für andere Instrumentalistinnen gilt dies analog) häufig so inszeniert, dass sie primär als Frau, Blickfang und Sexualobjekt und erst in zweiter Linie als die kompetenten Musikerinnen wahrgenommen werden, die sie sind. Konkret belegte Gerischer mit Ausschnitten aus Interviews mit Schlagzeugerinnen und Perkussionistinnen der aktuellen Szene (Mareike Wiening, Sasha Berliner, Kalia Vandever), dass weder die Zeiten der Diskriminierung auf Grund des Geschlechts vergangen sind, noch jene des plumpen Anbaggerns. Und dass Frauen, um für das was sie tun, anerkannt zu werden, darin noch immer wesentlich besser sein müssen als ihre männlichen Kollegen, Mitbewerber, Konkurrenten. Wovon die interviewten jungen Schlagzeugerinnen aber auch berichten, das sind Agenten der Selbstheilung in der Szene, bereits etablierte Musiker und Musikerinnen mit fest geknüpften Netzwerken, die jüngeren Kolleginnen, von deren musikalischer Qualität sie überzeugt sind, als Mentoren mit Rat und Tat (und Weiterempfehlungen) unterstützend zur Seite stehen.

Mit sehr persönlich angelegten Beiträgen verschoben zwei aktive Musiker den Fokus der Tagung ein großes Stück weiter in Richtung Konkretion. Im Gespräch mit Arne Schumacher berichtete die Saxofonistin Holly Schlott, die man bis 2018 als Volker Schlott beispielsweise aus dem Saxofonquartett Fun Horns kannte, von der Prozesshaftigkeit ihrer Geschlechtsangleichung, die sie nicht als einen Sprung zwischen zwei binären Zuständen, männlich/weiblich, versteht, sondern als eine Ausweitung ihres Rollenrepertoires, die sie heute mit großer Emphase als durchaus lustvoll und bereichernd beschreibt. Obwohl die Geschlechtsangleichung ohne Zweifel eine starke Veränderung der empfundenen Identität bewirkt, ist sie für Schlott nicht mit einer Abspaltung ihrer vorherigen Lebensgeschichte als Mann verbunden, entsprechend gelassen reagiert sie, wenn sie als „Volker“ angesprochen wird oder verwendet auf aktuellen CD-Veröffentlichungen beide Vornamen. Allerdings verschweigt die Saxofonistin keineswegs, dass sie sehr lange gezögert habe, bis sie erst an der Schwelle zur Beendigung ihres sechsten Lebensjahrzehnts ihr öffentliches Geschlecht an das schon sehr lange empfundene angeglichen habe. Und dass sie sich sehr gewundert habe, dass es in der Jazzszene, sehr wenig Reaktionen auf ihre Geschlechtsangleichung gegeben habe, weder negative noch positive, was sie selbst mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen habe. 

Fernab von den binären Schattenspielen um gender, race, class, etc, die so häufig die Debatten um Identitäten prägen, demonstrierte der Pianist Sebastian Sternal auf der instrumentaltechnischen Mikroebene, wie man als Musiker aus dem Studium seiner Vorbilder ein Vokabular von melodisch, harmonisch, rhythmischen Kurzformeln für den Zweck der Improvisation entwickeln kann, das sich einerseits direkt aus dem Strom der Jazztradition (oder potentiell auch jeder beliebigen anderen Tradition) speist, und andererseits durch die persönlichen Vorlieben gefiltert und damit höchst individuell ist. Den grundlegenden Stimmerwerb im Sinne des Erwerbs einer eigenen, unverwechselbaren (Instrumental-)Stimme als Musiker verlegt er damit in den Bereich einer sozusagen bewusst gesteuerten Entwicklung von kleinen und kleinsten musikalischen Sinnpartikeln, die man eher als Silben oder Phoneme verstehen könnte, denn als Worte, Sätze, Absätze.

So sehr im Verlauf der 43. RJR-Tagung deutlich wurde, dass vor allem das Identitätsmerkmal Gender im deutschen Jazz des Jahres 2022 noch immer von großer Bedeutung für die Zugangsregelungen ist, (andere Identitätsmerkmale wie Hautfarbe, Religion, Bildungsgrad, soziale Herkunft, etc. wurden – wenn überhaupt – nur en passant thematisiert), so deutlich wurde auch, dass mit der Thematisierung von identitätsbezogenen Diskriminierungen allein, kaum wesentliche Fortschritte in Sachen Chancengerechtigkeit und Niedrigschwelligkeit zu erzielen sind. Zwar könnten Quotenlösungen möglicherweise ein anderes, diverseres und damit auch inklusiveres Binnenklima in der Jazzszene befördern, doch um wirklich näher an den Idealzustand einer Farbenblindheit in Sachen Identitätsmerkmalen heranzurücken, wäre es notwendig, auf der Ebene des konkreten Handelns Vorgehensweisen wie beispielsweise Blind Auditions bei Besetzungsfragen zu entwickeln, die Vorurteile weitgehend ausschließen. Mit der enormen Spannung zwischen der philosophischen Ebene der Begriffsklärung, in der die Sinnhaftigkeit der Auseinandersetzung über Fragen der Identitäten selbst bisweilen ins Schwimmen geraten kann und der von Sternal vorgestellten praktischen Ebene, auf der die Selbstkonstruktion von Identitäten jede Transzendenz abstreift und sich als eine sehr kleinteilige Arbeit an den Details des eigenen musikalischen Vokabulars erweist.

43. RJR-Tagung: Identitäten im Jazz

In Zusammenarbeit mit dem „Jazzpool Lübeck e.V.“ im Rahmen des Travejazz-Festivals.

Wer bin ich? So einfach sie syntaktisch auch sein mag, ist die Frage nach dem, was jede Einzelne der Milliarden Menschen im Innersten ausmacht und sie von all den anderen unterscheidet, die Frage aller Fragen, diejenige, der sich jede und jeder zu stellen hat. Bin ich Mensch oder Cyborg, Tier oder Maschine? Mann oder Frau oder etwas ganz anderes? Alt oder jung, groß oder klein, rank oder dürr, stämmig oder etwas korpulenter? Ist meine Haut heller oder dunkler, mein Pass rot oder blau, grün oder gelb? Meine Religion mono oder poly oder vielleicht gar gänzlich agnostisch? Die Frage nach der Id-Entität, einer unabänderlich stabilen, an essentielle Eigenheiten gebundenen Grundlage einer Persönlichkeit, hat derzeit Konjunktur. Ist gleichermaßen Ansatzpunkt für politisch motivierte Ausschlüsse nach sozialen, genderpolitischen, rassistischen Kriterien, wie für die politische Kritik an solchen Ausschlussmechanismen.

Dabei ist unstrittig, dass das soziale und wirtschaftliche, spirituelle und kulturelle Umfeld, in dem man aufwächst, dass Klima, Ethnizität, Geschlecht, Sprache und noch viele weitere Faktoren Spuren und Narben in jedem und jeder einzelnen hinterlassen, tiefe Spuren, die sich bis in körperliche Codes einschreiben können. Und dass sich im hyperkomplexen Zusammenspiel einer infiniten Anzahl determinierender Faktoren möglicherweise so etwas wie ein mentaler Fingerabdruck der Persönlichkeit darstellen lässt.

Gerade im Jazz, der seine Entstehung einem kulturellen Verschmelzungsprozess verdankt, der die (von der Gewalt der Sklaverei und einem enormen Machtgefälle geprägte) Begegnung von Migrantengruppen aus Europa und Afrika auf amerikanischem Boden in eine neue, hybride musikalische Form übersetzte, in der Elemente musikalischer Praktiken aus den verschiedenen Herkunfts-Kulturkreisen legiert sind, hat die Frage nach der Identität jeder einzelnen Musikerin, nach ihrer unverwechselbaren, einzigartigen Stimme, ein sehr hohes Gewicht.

Zugleich stellt sich eine weiterführende Frage: Ist der Singular für die Frage nach der Identität einer Person die angemessene Dimension? Müsste man in den zunehmend komplexer gewordenen Gesellschaften, die jeden einzelnen mit zunehmend komplexeren Rollenanforderungen und Interaktionen weit über die Grenzen der eigenen Sozialisation hinaus konfrontiert, nicht das Konzept der Identität zumindest in den Plural erweitern: IDENTITÄTEN?

In seiner 43. Arbeitstagung umkreist Radio Jazz Research das Thema Identität in verschiedenen Radien. Die Palette reicht dabei von dem Thema Nachwuchsförderung über Fragen Geschlechterdisparität und nach dem Ausschlussfaktor Queerness, bis hin zu allgemeineren Diskussionen des Begriffs Identität und seiner Ausweitung im Anschluss an das Konzept der Transkulturalität, den der Philosoph Wolfgang Welsch zur Debatte stellte. Eine besondere Rolle spielt schließlich der Pianist Sebastian Sternal mit seinem Versuch, am Flügel ganz praktisch die Komplexität seiner Arbeit an einer Bestimmung einer Identität zu demonstrieren.

Text: © Stefan Hentz, Juni 2022
Bild: © Maximilian Busch, September 2022


43. RJR-Tagung: Identitäten im Jazz
8.-10. September 2022

PROGRAMM:
Programm: Bernd Hoffmann/Peter Ortmann
Moderation: Michael Rüsenberg

9. September:

ORT: Europäisches Hansemuseum, Lübeck (An der Untertrave 1):

9.30 Begrüßung: Stadtpräsident der Hansestadt Lübeck Klaus Puschaddel, Kultursenatorin Monika Frank, Jazzpool Lübeck Sven Klammer, Vorstand RJR Dr. Bernd Hoffmann

10.00 Michael Rüsenberg:
Identität? – Transkulturalität!
Ein paar philosophische Gedanken, eingesammelt bei Wolfgang Welsch

11.00 André Doehring:
„They say I’m different“: Identitäten im und für den Jazz erkennen, verstehen und fördern

12.00 Christiane Gerischer: 
Die Bedeutung des Mentoring für Frauen im Jazz am Beispiel von Schlagzeugerinnen

15.00 Holly Schlott, Saxofonistin/Komponistin aus Berlin, im Gespräch mit Arne Schumacher

16.00 Arvid Maltzahn / Peter Ortmann:
Jazz-Nachwuchs-Förderung am Beispiel von Jugendjazzorchestern und Jugend-jazzt-Wettbewerben

17.30 RJR-Mitgliederversammlung

10. September:
ORTE: Musikschule Lübeck / Europäisches Hansemuseum, Lübeck:

9.30 Sebastian Sternal (Musikschule):
«Do I have a voice?“ Die Suche nach der eigenen Stimme – Personalstile im Jazz

11.00 Oliver Weindling:
Political Identity in Jazz. A curse or a blessing?

12.00 Zur Abbildungen von Identitäten.
Round Table mit Andreas Felber, Lena Jeckel, Urs Johnen.
Moderation: Arne Schumacher

ÄNDERUNGEN VORBEHALTEN

42. RJR Arbeitstagung in Graz | Sozialgeschichte im Jazz – In Erinnerung an den Musiker und Musikwissenschaftler Ekkehard Jost (1938-2017)

Graz, 09. – 11. Juni 2022

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Jazzforschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.
Moderation: Michael Rüsenberg

Für die 42. RJR-Tagung: Sozialgeschichte im Jazz – In Erinnerung an den Musiker und Musikwissenschaftler Ekkehard Jost (1938-2017) hat unser Kollege Constantin Sieg das beigefügte Interview bereitgestellt. Dieses Jost-Interview fand am 14.08.2011 (22-24.00 Uhr) in der wöchentlichen Sendung „Jazz-Zeit“ statt.

https://drive.google.com/file/d/1Mjf119s0E_fCtqHdumj-kjnGwlUbyWH6/view?usp=sharing

Als in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die Fundamente für Jazzforschung auch im deutschsprachigen Raum gelegt wurden, kam ein Grundstein in Graz, wo 1965 eines der ersten Institute in diesem Fach gegründet wurde, zu liegen und ein zweiter in Gießen, wo Ekkehard Jost (1938-2017) im Jahr 1973 zum Professor berufen wurde. Jost hatte im gleichen Jahr mit seiner Habilitationsschrift, der weltweit ersten musikwissenschaftlichen Untersuchung des „Free Jazz“, die bis dato vorherrschende musikwissenschaftliche Analyse durch sozialgeschichtliche Argumente erweitert und mit seinem Werkzeugkasten, in dem soziologische und historische Blickwinkel ebenso selbstverständlich enthalten waren wie psychologische oder physikalische, einem neuen, interdisziplinär geprägten Konzept der Musikwissenschaft jenseits des klassischen Kanons zum Durchbruch verholfen.

Bei allem Fortschritt, bei aller thematischen und methodischen Ausdifferenzierung, die das Fachgebiet Jazzforschung seither begleitet, ist Jost dem Institut seiner Grazer Kollegen bis an sein Lebensende verbunden geblieben, so verbunden, dass er bestimmte, dass sein musikwissenschaftlicher Nachlass an der Kunstuniversität Graz aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Die Feier zur offiziellen Eröffnung des Archivs ist der formale Höhepunkt der 42. Arbeitstagung des Netzwerks „Radio Jazz Research“ zum Thema „Sozialgeschichte im Jazz. In Erinnerung an den Musiker und Musikwissenschaftler Ekkehard Jost“. Zusammen mit dem Fachbereich Jazzforschung an der Kunstuniversität Graz hat Radio Jazz Research ein Tagungsprogramm zusammengestellt, das die Feier zur Archiv-Eröffnung aus unterschiedlichen Perspektiven ins Visier nimmt. Im Zentrum die kämpferische Wissenschaftler- und Musiker-Persönlichkeit Ekkehard Jost und die Musik, die er zu seiner machte: der Free Jazz. Eher persönlich geprägt ist der Ausgangspunkt des Vortrags des Gießener Journalisten Hans-Jürgen Linke, der zum Auftakt die Wirkungsmacht von Josts Schaffen in Sachen Musik, Forschung und Kulturpolitik in Gießen nachsinnt, während André Döhring, ein früherer Student und Mitarbeiter von Jost in Gießen, der heute den Fachbereich Jazzforschung an der Kunstuniversität Graz leitet, bei seiner Analyse die Wirkmacht der Forscherpersönlichkeit Jost fokussiert. Aus philosophischer Perspektive diskutiert der Turiner Professor Alessandro Bertinetto den Begriff der ästhetischen Freiheit, den Jost in seiner Habilitationsschrift „Free Jazz“ mitentwickelt, Gerd Putschögl wendet Josts sozialhistorischen Blick auf aktuelle Tendenzen der Verbindung von Jazz und Flamenco an, Bernd Hoffmann richtet seinen Blick darauf, wie in den 1950-Jahren in außermusikalischen, journalistischen, musiktheoretischen oder fiktionalen Beiträgen zum Jazz-Diskurs in Text, Hörfunk oder Film anhand der Gegenüberstellung von Unterhaltungsfunktion und Kunstanspruch Mythologisierungen vollzogen werden. Klaus Frieler zeigt mit seinen Analysen neue Perspektiven der Jazzforschung auf.


42. Radio Jazz Research-Tagung in Graz
Sozialgeschichte im Jazz – In Erinnerung an den Musiker und Musikwissenschaftler Ekkehard Jost.

GRAZ, 9.-11. Juni 2022

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Jazzforschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
Moderation: Michael Rüsenberg

Hans-Jürgen Linke (Gießen)
Ekkus: Regionale Szene, internationaler Ruf: Ekkehard Jost in Gießen

André Doehring (Graz)
(Bei) Jost studieren: Von der Person über die Institutionen zur Fachgeschichte

Alessandro Bertinetto (Turin)
Free Jazz: Eine konkrete Form ästhetischer Freiheit

Gerhard Putschögl (Bad Rappenau)
Ekkehard Jost und die „Spanische Kultur“

Bernd Hoffmann (Köln)
Satchmo Ost – Satchmo West. Louis Armstrong, Begegnungen in deutschen Wochenschauen der 1950er und 1960er Jahre

Klaus Frieler (Frankfurt)
Jazz und Big Data: Was können uns Korpusstudien über den Jazz erzählen?

ÄNDERUNGEN VORBEHALTEN

Hans-Jürgen Linke (Gießen):

Ekkus
Regionale Szene, internationaler Ruf: Ekkehard Jost in Gießen

Die erste und für lange Zeit einzige Free Jazz Formation im Mittelhessischen hieß Grumpff und wurde gegründet von Ekkehard Jost. Das geschah kurz nach Antritt seiner Musiksoziologie-Professur an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Ekkehard Jost hat die Stadt Gießen nie besonders gemocht und gehörte zu den Unruhegeistern am Institut, an das er über Jahrzehnte eine bestimmte Art von Musikern lockte. Als Lehrender, als Musiker und Publizist, als monothematisch agierender lokaler Kulturpolitiker, Mitbegründer der Jazzinitiative Gießen und der Jazzakademie Hessen und als privater Mensch war er in der Stadt und an der Universität der wohl zugkräftigste Kristallisationskern der regionalen Jazz-Szene. Immer wieder hat er mit seinen Studenten Bands gegründet. In den neunziger Jahren begann er sich in kleinen Schritten aus der lokalen Szene zurückzuziehen, hatte eine feste Bands fast ohne Gießener Musiker und markierte seine Ambitionen als Jazz-Komponist unter anderem mit zwei auch politisch grundierten größeren Projekten.

André Doehring (Graz): (Bei) Jost studieren. Von der Person über die Institutionen- zur Fachgeschichte

Der Vortrag „(Bei) Jost studieren.“ hat zwei Erkenntnisziele: Zum einen wird der Teil „Bei Jost studieren“, basierend auf eigener Erfahrung und objektiviert durch eine Curriculumsanalyse Gießener Studienordnungen, untersuchen, wie sich Sozialgeschichte bei Ekkehard Jost als Forschungs-, aber auch Lehrhaltung niederschlug. Zum anderen wird der Teil „Jost studieren“, basierend auf ersten Sichtungen des in Graz angesiedelten Jost-Archivs, die Josts Eingebundensein in strukturelle, musikalische und musikpolitische Zusammenhänge des Jazz zeigen, Möglichkeiten der künftigen fachgeschichtlichen Erforschung deutschsprachiger Jazzforschung erörtern.

Alessandro Bertinetto (Turin):
Free Jazz: Eine konkrete Form ästhetischer Freiheit

Der Ausdruck «Free Jazz», der auch der Titel des unvergesslichen Buches von Ekkehard Jost ist, unterstreicht die Rolle der Freiheit in der musikalischen Praxis. Die These, dass ich in meinem Vortrag untersuchen möchte, ist, dass dieser Ausdruck den paradigmatischen Charakter suggeriert, den Improvisation für die Kunst als solche hat. Um diese These zu argumentieren, möchte ich zunächst auf die Rolle des Freiheitsbegriffs in den ästhetischen Vorstellungen der wichtigsten Vertreter der “Klassischen Deutschen Philosophie” (Kant, Fichte, Schiller und Hegel) eingehen. Es soll gezeigt werden, dass die Kant’sche These vom «freien Spiel» der kognitiven Fähigkeiten, die Fichtesche Konzeption der ästhetischen Haltung als Übergang zur transzendentalen Standpunkt, die Schiller’sche Identifikation von ästhetischem Schein und Freiheit und das Hegelsche Argument, wonach die Kunst den Menschen von der Sinnlichkeit im Bereich der Sinnlichkeit selbst befreiet, alle Ausdrucken einer ästhetischen Orientierung sind, wonach nicht Imitation, sondern Kreativität der authentische Kern der Kunst ist. Ich werde diese Idee in Bezug auf improvisierte Musik aufgreifen. Dabei werde ich argumentieren, dass Improvisation – als künstlerische Auseinandersetzung mit Kontingenz – die konstitutive Rolle performativ darstellt, welche die ästhetische Freiheit fürs ästhetische Gelingen spielt.

Gerhard Putschögl (Bad Rappenau):
Ekkehard Jost und die „Spanische Kultur“

Insbesondere in seiner Komposition für Jazzorchester „Cantos de Libertad“ und in seinem Artikel „Flamenco Nuevo? Stilistische Tendenzen im Flamenco der Gegenwart“ zeigt Ekkehard Jost ein lebendiges Interesse an der Musik und Kultur Spaniens. Vor allem seine kritische Sichtweise zu einem verkommerzialisierten „Pop-Flamenco“ soll hier Ausgangspunkt meiner Betrachtungen werden, die insgesamt ein Resümee der zeitgenössischen Entwicklung des Flamenco-Jazz beinhalten und die Stilcharakteristika der wichtigsten Protagonisten beleuchten.

Bernd Hoffmann (Köln):
Satchmo Ost – Satchmo West. Louis Armstrong, ein Botschafter auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs.

Die Rezeption und Wertschätzung des Trompeters Louis Armstrong geht während den 1960er Jahren ganz unterschiedliche Wege in beiden deutschen Staaten. Einerseits symbolisiert Armstrong das Zentrum des traditionellen Jazzgeschehens in den USA. Er ist Orientierung für zahlreiche Jazzfans, vor allem in Europa, für Fans, die die modernen Spielarten des Jazz ignorieren. Andererseits faszinieren sein souveräner Umgang mit populären Musikformen wie seine Auftritte im westdeutschen Schlagerfilm. Zusätzlich verspricht seine Funktion als „Jazz Ambassador“ der USA ein reges Wechselspiel der Perspektiven – auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs.    

Klaus Frieler (Frankfurt):
Jazz und Big Data: Was können uns Korpusstudien über den Jazz erzählen?

Big Data hält auch in den Geisteswissenschaften unter dem Schlagwort der Digital Humanities verstärkt Einzug, das gilt auch für die Jazzforschung, wenn auch bisher in geringerem Umfang. Die Anwendung statistischer Methoden in einer traditionell hermeneutisch auf Einzelwerke und -künstler ausgerichteten Disziplin bleibt allerdings nicht ohne Widerstand. In diesem Beitrag soll anhand aktueller Beispiele versucht werden zu zeigen, dass Daten-orientierte Forschungsansätze nicht im Widerspruch zu herkömmlichen Methoden stehen, sondern – im Gegenteil – neue Sichtweisen auf Altbekanntes bieten können, die das Gesamtbild produktiv bereichern, ergänzen und erweitern. Zudem erlauben derlei Methoden neue Fragen aufzuwerfen, die ohne sie vielleicht nicht zufriedenstellend beantwortet werden könnten.


Bildinformationen: ©Alexander Wenzel/KUG

41. RJR-Arbeitstagung in Siegburg

Die Mitglieder von Radio Jazz Research bei der 41. RJR-Tagung (8.-9. April Abtei Michaelsberg, Siegburg) zum Thema „Improvisation“ mit den Referenten Alessandro Bertinetto (Turin), Daniel Martin Feige (Stuttgart), Andy Hamilton (Durham/GB), Michael Rüsenberg (Köln).
Die Mitgliedr von Radio Jazz Research bei der 41. RJR Tagung

39. Arbeitstagung in Diersbach II | 30. und 31. Juli 2021: Jazz in Europa – Zur aktuellen Situation

39. Arbeitstagung in Diersbach: 30. und 31. Juli 2021   
Jazz in Europa – Zur aktuellen Situation

30. Juli 2021   
Begrüßung: Bernd Hoffmann, Oliver Weindling und Paul Zauner

Podium 01: Die europäische Perspektive 
mit Henning Bolte (Portugal, Griechenland), Urs Röllin (Schweiz), Susanna von Canon (Niederlande), Sebastian Scotney (England), Antoine Bos (Frankreich), Mario Steidl (Österreich).
Moderation: Michael Rüsenberg

Podium 02: Aus dem Jazz-Club ins Internet
Oliver Weindling (Vortex), Kornelia Vossebein (Stadtgarten), Paul Zauner (Jazzclub Passau).
Moderation: Lena Jeckel

Jazz und die Medien: Jazz-Konzerte streamen
Andreas Felber (ORF), Jörg Heyd (WDR), Urs Rölling (Jazzfestival Schaffhausen)
Moderation: Oliver Weindling

Labels und Rundfunk
Joachim Becker (Jazzline), Volker Dueck (Double Moon), Bernd Hoffmann (EX-WDR).
Moderation: Michael Rüsenberg

31. Juli 2021   
Untersuchungen zur Situation
Arndt Weidler (Jazzinstitut Darmstadt): Post-Covid und allgemeine Fatigue oder NEUSTART ins New Normal? Die Jazzlandschaft nach der Pandemie.
Anke Steinbeck (Deutscher Musikrat): Eiszeit im Musikleben? Die Studie des Deutschen Musikrates zu den Auswirkungen der Pandemie
Fleurine (BIM, NL): Impact of Covid on Jazzmusicians in Europe [Zoom]
Moderation: Oliver Weindling

Jazzjournalismus in Deutschland.
Aylin Öz: Jazz in den deutschen Medien – Ergebnisse qualitativer Interviews mit Journalisten überregionaler Medienhäuser. Moderation: Michael Rüsenberg

Podium 03: Studieren in Corona Zeiten
Christa Brucker-Haring (Kunst Universität Graz), Thomas Zoller (Hochschule für Musik Carl-Maria-von-Weber Dresden). Moderation: Bernd Hoffmann

Die 39. RJR-Arbeitstagung in Diersbach findet in Zusammenarbeit mit dem INNtöne Jazzfestival statt und wird von Paul Zauner unterstützt.

english version

39th Workshop in Diersbach: 30 and 31 July 2021  
Jazz in Europe – The Current Situation

30 July 2021 
Opening: Bernd Hoffmann, Oliver Weindling and Paul Zauner

Panel 01: The European Perspective 
With Henning Bolte (Portugal, Greece), Urs Röllin (Switzerland), Susanna von Canon (Netherlands), Sebastian Scotney (England), Antoine Bos (France), Mario Steidl (Austria).
Host: Michael Rüsenberg

Panel 02: From the jazz club to the internet
Oliver Weindling (Vortex), Kornelia Vossebein (Stadtgarten), Paul Zauner (Jazzclub Passau)
Host: Lena Jeckel

Jazz and the media: streaming jazz concerts
Andreas Felber (ORF), Jörg Heyd (WDR), Urs Rölling (Jazzfestival Schaffhausen)
Host: Oliver Weindling

Labels and broadcasting
Joachim Becker (Jazzline), Volker Dueck (Double Moon), Bernd Hoffmann (EX-WDR).
Host: Michael Rüsenberg

31 July 2021   
Analysis of the situation
Arndt Weidler (Jazzinstitut Darmstadt): Post-Covid and general fatigue or NEW START into the New Normal? The Jazz Landscape after the Pandemic.
Anke Steinbeck (German Music Council): Ice Age in Musical Life? The German Music Council’s study on the effects of the pandemic.
Fleurine (BIM, NL): Impact of Covid on Jazz Musicians in Europe [Zoom].
Host: Oliver Weindling

Jazz Journalism in Germany.
Martin Laurentius: Between Newsworthiness and Mainstreamisation
Aylin Öz: Jazz in the German Media – Results of Qualitative Interviews with Journalists of National Media Houses.
Host: Michael Rüsenberg

Panel 03: Studying in Corona Times
Christa Brucker-Haring (Graz University of Art), Thomas Zoller (Carl-Maria-von-Weber Dresden University of Music). Host: Bernd Hoffmann

The 39th RJR working conference in Diersbach takes place in cooperation with the INNtöne Jazzfestival and is supported by Paul Zauner.

38. Arbeitstagung in Remagen – «Wildcard»| 30. und 31. Oktober 2019

Gruppenfoto Remagen 2019

Tagungsprogramm

Mittwoch, 30.10.2019: 14.45 Uhr – 18.30 Uhr

14:30 Uhr        Ankunft
14:45 Uhr        Begrüßung durch Dr. Bernd Hoffmann, Vorsitzender Radio Jazz Research

15:00 Uhr        Sebastian Scotney:
“Lost in Translation” – A cross-cultural multi-lingual perspective on how we write about music.

Dieser Vortrag basiert auf Scotneys Erfahrung, Texte über Jazz aus dem Deutschen, Französischen und Niederländischen ins Englische zu übersetzen. Ihm sind dabei immer wieder einige soziale und kulturelle Unterschiede aufgefallen. In diesem Vortrag stellt er dar, wie Menschen in verschiedenen europäischen Ländern Musik kommentieren und erklären.

15:30 Uhr        Diskussion
15:45 Uhr        Pause

16:00 Uhr        Rainer Dollase: Warum gibt es so wenige Frauen im Jazz – und so viele in der Medizin?

16:30 Uhr        Diskussion
16:45 Uhr        Pause
17:30 Uhr        Abendessen

19:00 Uhr        Oliver Weindling im Gespräch mit Tina Heine, Christina Fuchs und Anke Steinbeck: Fortschritte – Rückschritte. Perspektiven im deutschen Jazz (Revisited)

Wenn nun unter dem Dach von Radio Jazz Research erneut eine Gesprächsrunde zum Titel „Fortschritte – Rückschritte. Perspektiven im deutschen Jazz“ geführt wird, geht es auch um eine aktualisierte Sicht auf nachhaltige Problemlagen. In diesem zweiten Panel zum Thema bringt Oliver Weindling drei weitere Protagonistinnen des aktuellen Jazzgeschehens in Deutschland (und des angrenzenden Österreich) ins Gespräch.

Donnerstag, 31.10.2019: 10.00 Uhr – 13.00 Uhr

10:00 Uhr        Stefan Hentz / Martin Laurentius: Riffs und Zeichen: Texte zu Jazz und anderer Musik

Stefan Hentz und Martin Laurentius gehen neue Wege zum Publizieren von Konzert- und Festivalkritiken.

10:30 Uhr        Diskussion
10:45 Uhr        Pause

11:00 Uhr        Thomas Olender: Der Crossover in den Billboard-Charts der 1950er Jahre

Das Billboard-Magazin unterteilte die Jahresendcharts in den 1950er Jahren in drei unterschiedliche Hitlisten (Pop, Country und R&B). Obwohl der Jazz dort keine explizite Nennung erhielt, findet sich diese improvisierte Musik in zahlreichen anderen Stilistiken und Genres.

11:30 Uhr        Diskussion
11:45 Uhr        Pause

12:00 Uhr        Michael Rüsenberg: „Jazz ist stets politisch“. Stimmt diese Aussage von Mark Turner? Und, hört man sie in seiner Musik?

Im November 2016 (Donald Trump ist gerade gewählt), vermutet der amerikanische Saxophonist Mark Turner im Gespräch mit der NZZ, «dass es wieder zu einer Politisierung der Kunst kommen wird.» Das ist eine Überzeugung, die wie unter einem Brennglas den zentralen Inhalt des Politikverständisses weiter Teile der Jazzszene wiedergibt (s. Titel). «Allein schon der Entscheid, als Jazzmusiker zu leben, ist ein politisches Statement. Denn man entscheidet sich damit für Freiheit, für Emanzipation und gegen den Primat des materiellen Erfolgs“ (Turner)

Michael Rüsenberg unterzieht diese Position einer grundsätzlichen Kritik.

12:30 Uhr        Diskussion
13:00 Uhr        Mittagessen