Jazz and Contemporary Music
Über 20 Teilnehmer hatten sich Ende Mai auf den Weg in die Dreiflüssestadt in Bayern gemacht, um sich dem Thema „Jazz und Neue Musik“ zu widmen. Abgesehen von leichten Startschwierigkeiten (Bombenfunde, Baustellen und Unfälle hatten just an diesem Mittwochmittag Südostbayern von der Außenwelt zeitweise komplett abgeschnitten) lief die Tagung reibungslos, und das in einer einzigartigen Umgebung.
Das Tagungsprogramm
- Prof. Dr. Ekkehard Jost Grenzgänger zwischen Jazz und Neuer Musik
- Harry Lachner Von Annäherungen und Missverständnissen – Einer kleine Beziehungsgeschichte zwischen Komposition und Improvisation.
- Günther Huesmann „What Thou Wilt“ – Anmerkungen zu John Zorns „classical works“
- Harry Vogt Aktuelle Tendenzen der Neuen Musik
- Prof. Dr. Franz Krieger Expressionistische Gestaltungsmittel bei Herbie Hancock
- Martin Laurentius im Gespräch mit dem Ensemble-Modern-Posaunisten Uwe Dierksen Comprovised Music
- Prof. Dr. Maximilian Hendler Neue Musik: Ein Terminus und sein ethnozentristisches Potential
- Dr. Thorsten Wagner Improvisation oder Komposition? Zum ästhetischen Konzept der Improvisationsgruppe Nuova Consonanza
Alles im Fluss…
Für die Tagungsreferenten in Passau war es ein ganz besonderes Hintergrundbild: wenn sie über die Köpfe der Zuhörer hinwegschauten, konnten sie die gemächlich vorüber ziehenden Schiffe auf der Donau sehen. Über 20 Teilnehmer hatten sich Ende Mai auf den Weg in die Dreiflüssestadt in Bayern gemacht, um sich dem Thema „Jazz und Neue Musik“ zu widmen. Abgesehen von leichten Startschwierigkeiten (Bombenfunde, Baustellen und Unfälle hatten just an diesem Mittwochmittag Südostbayern von der Außenwelt zeitweise komplett abgeschnitten) lief die Tagung reibungslos, und das in einer einzigartigen Umgebung. Dank des unermüdlichen Einsatzes von Paul Zauner fand die Tagung in den stimmungsvollen Gemäuern des Cafés im Museum Moderner Kunst statt, mitten in der Altstadt und am Donauufer gelegen.
Prof. Ekkehard Jost aus Gießen eröffnete die Tagung mit seinem Referat, in dem er auf Grenzgänger zwischen Jazz und Neuer Musik einging. „Von Annäherungen und Missverständnissen“ wusste der Münchner Publizist Harry Lachner zu berichten, in seinem Vortrag skizzierte er eine kleine Beziehungsgeschichte zwischen Komposition und Improvisation.
Viele Aspekte an der Schnittstelle zwischen Neuer Musik und Jazz, zwischen Komposition und Improvisation, wurden am ersten Tag angerissen, viele Fragen beantwortet und viele Fragen aufgeworfen, die dann beim abendlichen Glas Bier weiter vertieft wurden.
Tag zwei begann mit einem Gastreferenten aus Köln: Harry Vogt ist Redakteur für Neue Musik im Kulturradio WDR 3. Er berichtete über aktuelle Tendenzen der Neuen Musik nicht nur aus der Sicht eines Radiomachers, sondern auch aus der eines Produzenten und Organisators. Dank dieser „Ämterhäufung“ kennt Vogt die unterschiedlichen Perspektiven und lieferte in seinem Vortrag einen guten Überblick über aktuelle Tendenzen in diesem Bereich.
Franz Krieger, Professor am Institut für Jazzforschung in Graz, sezierte in Bild und Ton die Musik des Pianisten Herbie Hancock. Sonst eher flüchtig gehörte Musikpassagen von Hancocks Klavierspiel wurden durch Kriegers detaillierte Transkriptionen transparent und nachvollziehbar.
Uwe Dierksen gewährte dem Plenum im Anschluss Einblicke in die Arbeit eines Musikers: Dierksen ist Posaunist beim Ensemble Modern und unterhält auch eigene Musikprojekte. In seinem Vortrag ging es um kreative Prozesse. Er zeichnete den langen Weg nach, wie bei ihm aus einer musikalischen Idee eine Komposition entsteht. Ganz ohne Worte kam der zweite „Auftritt“ von Uwe Dierksen aus, als er am Abend mit einem Solo-Konzert ein exklusives „RJR“-Konzert gab.
Prof. Maximilan Hendler richtete in seinem Referat den Fokus in Richtung Afrika und erörterte den Terminus „Neue Musik“ im Hinblick auf sein ethnozentristisches Potential. Zum Abschluss sprach Thorsten Wagner über das Verhältnis von Komposition und Improvisation am Beispiel der Improvisationsgruppe „Nuovo Consonanze“ und deren ästhetischem Konzept.
Wenige Schritte vom Tagungsort im Cafe Museum fließt der grün-blaue Inn in die bräunliche Donau – ein prächtiges Natur- und Farbenspiel. Und ein schönes (Vor-) Bild, dass auch in der Musik alles fließt und gerade die Begegnung von Jazz und Neuer Musik faszinierende, andersartige Klangfarben entstehen lässt.
Jörg Heyd