3. Arbeitstagung in Graz | 20. bis 22. April 2007

Aktuelle Tendenzen im Jazz
(in Kooperation mit dem Institut für Jazzforschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz und der Internationalen Gesellschaft für Jazzforschung)

Auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, kreiste der Kongress um die Problematik, dass seit etwa 1980 im Jazz keine ausgeprägte und dominierende Stilistik zu beobachten ist. Damit entfallen die harschen Auseinandersetzungen um die stilistische Hegemonie, wie sie in früheren Zeiten die Jazzpublizistik prägten, abgesehen von den Auseinandersetzungen um Wynton Marsalis, der die Repertoirepflege und Weiterentwicklung bestehender musikalischer Modelle höher gewichtete als die Entwicklung neuer Ausdrucksweisen. Statt von hegemonialen „Stilen“ ist nun die Rede von „stilistischen Tendenzen“, die aus den verschiedenen Perspektiven des Musikwissenschaftlers, des Jazzhistorikers, des Musikjournalisten sowie des Jazzpädagogen und des praktischen Musikers analysiert wurden. Und bei aller Widersprüchlichkeit und Vielgestaltigkeit verdichtet sich das Feld der „stilistischen Tendenzen“ wieder zu einem stimmigen Gesamtbild.

Das Tagungsprogramm

  • Franz Krieger (Graz) Zur aktuellen harmonischen Sprache in Jazz und Popmusik
  • Stuart Nicholson (London) Jazz and Globalisation
  • Herbert Hellhund (Hannover) Jazz heute: Eine Kunstform im Zeitalter ihrer pädagogischen Multiplizierbarkeit
  • Heinrich von Kalnein (Graz) Jazz it up! – Gedanken zur Situation des Jazz im 21. Jh. aus der Sicht eines Praktikers
  • Günther Huesmann (Berlin) „Sanhedrin“ – John Zorns Band Masada und die Radical Jewish Culture
  • Michael Kahr (Graz) Aktuelle Tendenzen in der Jazztheorie
  • Edward Anthony Partyka (Graz) Neue Wege in der Arrangiertechnik für Vocal und Big Band
  • Philipp Straske (Graz) Wiedergeburt oder Weiterentwicklung? – Das Erbe des Hard Bop im Jazz der letzten 25 Jahre
  • Bernd Hoffmann (Köln) Regionale Struktur – nationale Perspektive. Die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der deutschen Jazzlandschaft
  • Reiner Michalke (Köln) Aktuelle Jazzfestivals in Europa – Versuch einer Bestandsaufnahme
  • Wolfgang Tozzi (Graz) Die Avantgarde im Latin Jazz der letzten 25 Jahre
  • Gerd Grupe (Graz) Ethnomusikologische Ansätze in der neueren Jazzforschung
  • Christa Harig (Graz) Grooves im Jazz – Historie und Aktualität
  • Manfred Straka (Graz) Die letzten 25 Jahre aus der Sicht eines Jazzhistorikers.
  • Abschlussdiskussion

Die Beiträge der 14 Referenten aus England, Deutschland und Österreich wurden in Bd. 40 (2008) des Jahrbuches „Jazzforschung/Jazzresearch“ publiziert. Am Samstag, den 21. April 2007 fanden ab 20.30 Uhr im ORF-Landesstudio Steiermark Jazzkonzerte mit Ensembles aus dem Umfeld des Instituts für Jazz an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz statt, die Ö1 (ORF) in Zusammenarbeit mit WDR 5 (WDR) zusammen mit Berichten und Interviews zum Kongress im Rahmen einer „Langen Nacht des Jazz“ am 21./22. April 2007 ausstrahlte.