51. Tagung Radio Jazz Research In Zusammenarbeit mit dem Lippmann & Rau-Archiv
16. – 18. April 2026, Eisenach
Jazz im politischen Leben. Zur Rezeption improvisierter Musik in Deutschland
Lippmann & Rau-Archiv, Alte Mälzerei, Palmental 1
Zum Programm
Diese Tagung wurde maßgeblich ermöglicht durch eine Kooperation mit dem in Eisenach/Thüringen ansässigen Lippmann & Rau Archiv. Gegründet im Jahr 1999 als Internationales Jazzarchiv Eisenach, führte eine enge Zusammenarbeit mit der Lippmann+Rau-Stiftung 2009 zur Umbenennung. Die Eisenacher Institution ist ein exzellentes Beispiel dafür, dass es in Archiven dieser Art nicht nur um Bewahrung und das Verstehen von Vergangenem geht, sondern genauso um die Gestaltung der kulturellen Gegenwart und um Perspektiven für die Zukunft. Das wiederum bildet einen idealen Rahmen für das, was die Tagungsüberschrift „Jazz im politischen Leben“ anreißt. Natürlich sind Struktur und Arbeit des Eisenacher Archivs ein unverzichtbares Thema der zweitägigen Zusammenkunft. Archiv-Leiter Reinhard Lorenz wird umfangreiche Einblicke geben. Umso interessanter dürfte sein, was Marie Härtling aus Darmstadt in der Gegenüberstellung über die Arbeit und die Positionierung einer weiteren Institution musikarchivarischer und -wissenschaftlicher Arbeit zu berichten weiß: dem bereits 1990 gegründeten Jazzinstitut Darmstadt, der größten öffentlich zugänglichen Jazzsammlung in Europa. Als wesentlicher Faden zieht sich die Entwicklung des Jazz in der DDR durch Vorträge und Gespräche der Thüringer Tagung. Zum generellen Einstieg spricht Peter Niedermüller über die Instrumentalisierung von Kultur und deren repressive Mechanismen in totalitären Systemen, was unweigerlich in die Jahre des Natio-nalsozialismus führt. Michael Rauhaut bezieht in der Auseinandersetzung mit den rigiden Steuerungsversuchen musikalischer Aktivitäten in der DDR Erfahrungen aus Pop und Rock ein, vor allem am Beispiel der (auch im deutschen Westen geschätzten und gewürdigten) Ostberliner Gruppe Silly um Sängerin Tamara Danz. Die Jazz-Entwicklung in der DDR, von den einschlägigen Staatsorganen argwöhnisch verfolgt, soll unter verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden. Katharina Weissenbacher konzentriert sich in ihren Erläuterungen auf eine wichtige Kernzeit: die anderthalb Jahrzehnte zwischen Mauerbau und der Ausbürgerung Wolf Biermanns (1961-1976). Ulf Drechsel berichtet vom Engagement und von dem nachhaltigen Wirken seines Vaters Karlheinz, der als Rundfunkjournalist, Publizist und Festivalkurator das Jazzgeschehen in der DDR maßgeblich beglei-tete und prägte – und dabei natürlich auch ins Visier der Stasi geriet. Martin Bre-ternitz hat die Funktion der DDR-Jazzclubs untersucht, in denen Freiheiten neben dem Alltag gelebt wurden. Mit Meister-Gitarrist Uwe Kropinski, der im Zuge der Tagung auch in einem öffentlichen Konzert zu erleben sein wird, kommt ein betroffener Zeitzeuge zu Wort. Aufgewachsen in der DDR, Mitte der siebziger Jahre vom Rock zur Improvisierten Musik „konvertiert“, 1986 in die Bundesrepub-lik gewechselt, in den späten Neunzigern zurückgezogen in seine Geburtsstadt Berlin, hat er das künstlerische Schaffen in der DDR aus verschiedenen Perspektiven erlebt bzw. verfolgt. Den Beweggründen und Überzeugungen jener, die sich seinerzeit dem „verdächtigen“ Jazz-Schaffen von seinesgleichen auf die Fersen hefteten, ist Rüdiger Ritter nachgegangen. „Wie und warum observiert man Jazz?“ ist eine so simpel anmutende wie berechtigte Frage, deren Beantwortung auch Einiges über das Potenzial des Jazz als einer politischen Musik aussagen dürfte.
ABLAUF Donnerstag, 16. April 2026 Meeting RJR20.00 Uhr im Hotel „Thüringer Hof“,
Freitag, 17. April 2026 TAGUNG 1. Tag im Lippmann & Rau-Archiv
9.30 Uhr Peter Niedermüller: Zwischen Zensur und unterhaltender Zerstreuung Zum Umgang mit Musik in totalitären Systemen
10.30 Uhr Katharina Weissenbacher: Zwischen Jazzbrücke und Free Jazz – die Jazzszene in der DDR
11.30 Uhr Ulf Drechsel: Jazzjournalist Karlheinz Drechsel Drahtseilakt an kurzer und langer Leine der Partei
14.30 Uhr Das RJR-Porträt08: Das L&R Archiv als politische Institution Reinhard Lorenz im Gespräch mit Bernd Hoffmann
15.30 Uhr Michael Rauhut: Populäre Musik und Politik in der DDR Forschungsperspektiven, Erkenntnisse, Themenfelder
17.00 Uhr Nonkonformismus in DDR-Jazzclubs Michael Rüsenberg im Gespräch mit Martin Breternitz
17.- 19. Juli 2025 Landgasthof Bauböck / Familie Voglmayr G.-Schachinger-Weg 2 A-4770 Andorf 0043/7766/2279
50. Tagung Radio Jazz Research In Zusammenarbeit mit dem INNtöne Festival 2025
Ein echtes Jubiläum: Radio Jazz Research – die 50. Tagung. Wer seinerzeit bei der ersten Zusammenkunft unter der Überschrift «Radio Jazz Research» eine solche Perspektive in den Raum gestellt hätte, wäre belächelt worden. Über die Jahre ist die Initiative zu einer Institution geworden: einem offenen, international besetzten Treff von Jazz-Aktivisten und -Aktivistinnen, einem Pool für die Beschäftigung mit Jazz-Themen verschiedenster Art. Die 50. Tagung gibt Anlass zum Feiern, zu einem Blick zurück – aber vor allem (wie immer) zur perspektivreichen Fortsetzung. Neue und vertraute Gäste tragen zur thematischen Vielfalt bei. Die Anbindung an das einzigartige INNtöne Festival (Herzlichen Dank an Paul Zauner!), das in diesem Jahr zum 40. Mal stattfindet, ist eine geradezu ideale Kombination. Auf eine weitere gelungene Tagung!
TAGUNGSPROGRAMM
I) 18. Juli 2025 Tagung im Landgasthof Fest Raum
1) 9.15 Uhr: „Wir wollten eigentlich nur den Moderatoren-Nachwuchs fördern“ Bernd Hoffmann in Gespräch mit Arne Schumacher zu 50 RJR-Tagungen
2) 10.45 Uhr: Gewohnheiten und Improvisation. Ein ästhetisches Verhältnis Vortrag von Alessandro Bertinetto (Turin)
3) 11.45 Uhr: «Is It a Man`s World?» Herausforderungen für Instrumentalistinnen im Jazz Vortrag von Christa Bruckner-Haring (Graz)
4) 14.30 Uhr: Das RJR-Porträt05 Der Pianist und Dozent Hans Koller (London) Oliver Weindling -Moderation-
5) 15.30 Uhr: Das RJR-Porträt06 Der künstlerische Leiter Jazzclub Porgy & Bess (Wien), Christoph Huber Andreas Felber -Moderation-
6) 16.30 Uhr: Radio Jazz Research – Perspektive Zukunft Diskussion mit Ulf Drechsel, Arne Schumacher, Constantin Sieg, Maren Wessels, Christa Bruckner-Haring -Moderation-
II) 19. Juli 2025 Tagung im Landgasthof, erste Etage – Festraum 7) 9.15 Uhr: Jazz und Politik – Wer benutzt wen? Zur Geschichte einer schwierigen Beziehung Vortrag von Rüdiger Ritter (Bremerhaven)
8) 10.15 Uhr: Zur Visualisierung des Jazz Der Dokumentarfilmer Thomas Mau (Wuppertal) im Gespräch mit Bernd Hoffmann
9) 11.45 Uhr: The Shade of Jazz to Come: Jazzvermittlung an Kinder und Jugendliche Vortrag von André Doehring (Graz)
13.15 ENDE der Tagung
Diese Tagung wird durch Paul Zauner und das INNtöne-Festival maßgeblich gefördert!
Inntöne 18.-20. Juli 2025 40. Festival „Jazz am Bauernhof“ Zum 40. Mal findet von 18. Juli bis 20. Juli das Internationale Inntöne-Jazzfestival statt. Vor 40 Jahren begann alles: Erstmals wurde das Festival unter dem Namen Jazzfestival Sigharting in der Gemeinde Sigharting veranstaltet, dann jahrelang in der Rothuberhalle als Raaber Jazzfest. Organisator Paul Zauner und sein gesamtes Team laden auch in diesem Jahr wieder zum dreitägigen Konzert-Ereignis auf das Gelände des über 250 Jahre alten Buchmannhofs in Diersbach (Bezirk Schärding), wo das Inntöne Festival seit 2002 stattfindet. Auf der Konzertwiese, in Stadl und Stall treten die herausragendsten Musiker aus aller Welt auf und schicken ihre Klänge in die Tiefen des umliegenden Sauwalds. Eine ausgewählte Bio-Kulinarik, zubereitet von Spitzen-Koch Simon Humer und viele Angebote für Kinder machen das Inntöne-Festival zu einem besonderen Sommer-Jazzfest. Eröffnet wird das 40. Inntöne-Festival orchestral: Inspiriert vom musikalischen Erbe Anton Bruckners zelebrieren Christian Wirth und sein Chameleon Orchestra einen fulminanten weltmusikalischen Klang, bei dem sich in Österreich beheimatete Ausnahmemusiker und Mosambiks Superstar Sänger Stewart Sukuma begegnen. Und es wird nicht der einzige Ausflug ins Weltmusik-Genre bei den Inntönen sein: Außergewöhnliche Strahlkraft bringt Thierry Robin, genannt „Titi“, französischer Folk- und Weltmusikkünstler mit. Der Meister der Gitarre verbindet die mediterrane Welt mit orientalischen Kulturen. Er spielt neben Gitarre auch Buzuq, Mandoline und Oud. Die Inntöne stehen seit jeher für spannende Entdeckungen: Der charismatische Saxofonist und Komponist James Brandon Lewis (Jahrgang 1983) ist der Musiker der Stunde auf dem weiten Feld des zeitgenössischen Jazz. Mit den Messthetics bringt er am Freitagabend Free und Modern Jazz auf den Punkt. Mit seiner tiefen, vom Gospel geprägten Spiritualität und der Unbekümmertheit des Free-Jazz gelingt ihm auf wundersame Weise die „Verbindung von Tradition mit einer harten Funk-meets-Hip-Hop-Untermalung“, hieß es im Rolling Stone Magazine. Spannend wird es auch am Sonntag mit Sänger Tyreek Mc Dole: Ursprünglich aus Florida, jetzt in New York beheimatet, 24 Jahre jung und Gewinner des renommierten Sara Vaughn Wettbewerbs. McDole, der Wurzeln in Haiti hat, überzeugt durch seine außergewöhnliche Stimme und Musikalität. In nur wenigen Jahren erlangte sie internationale Anerkennung als erstklassige Pianistin und Sängerin: Die junge Italienerin Francesca Tandoi wird am Sonntagnachmittag die Inntöne-Bühne bespielen. Die britische Jazz- und Soulsängerin Heidi Vogel erinnert in der musikalischen Tiefe an Billie Holiday. Mit unvergesslichen Auftritten von Coco Rosie bis Erykah Badu hat sich die Sängerin mit Wiener Wurzeln in der Live-Musikszene eine bemerkenswerte Nische geschaffen. Mit Scott Robinson kommt ein Multi-Instrumentalist aus Amerika nach Diersbach. Er gilt als eines der letzten Universalgenies des Jazz. Ebenso große Erwartungen schürt auch das neue Album von Piano-Gigant Yaron Herman, der am Sonntag mit seiner Band sein „Radio Paradise“ vorstellt. Das kongeniale New Yorker Gespann „B3 plus“ mit John Clarke , Dave Taylor und Franz Hackl ist ein längst umjubeltes Blechtrio: ein Kosmos aus Klängen, Stilen und Techniken. Ein ganz neues Universum eröffnet Anthony Joseph aus UK, der Black Soul und Spoken Word auf die Inntöne-Bühne bringt. Der trinidadisch-britische Schriftsteller, Lyriker und Musiker sorgt mit seinen Auftritten für Furore. Auf seinem Album The Rich Are Only Defeated When Running for Their Lives (2021) legte er „ein kleines Hipster-Who’s Who der Londoner Jazz-,Funk- und Soulszene vor“;Titel zu deutsch: „Die Reichen sind nur besiegt, wenn sie um ihr Leben rennen.“ Release 2025: Rowing up River to Get Our Names Back. Als spezieller Gast ist der Ausnahmekünstler David Okumu dabei. Lassen wir uns überraschen! Extreme Talente sind bei den Inntönen stets herzlich willkommen: Hans Koller betritt mit seinem 12-Jährigen Sohn Louis die Bühne. Der gebürtige Landshuter lebt seit 1981 in London leitet das renommierte Trinity College of Music. Spezieller Gast im Hans Koller Quintet ist der Amerikaner John O’Gallagher. Erdige Roots Musik im Duo erwartet uns von Dean Bowman und Roland Guggenbichler. Die Powerhouse-Band von Blair Clarke, Danny Lerman und Uli Geissendoerfer wird mit ihrem Programm eine Premiere feiern. Da wird keiner mehr auf seinen Campingstühlen sitzen bleiben. Einen Festival- Höhepunkt werden sicher Face of God mit ihrer grandiosen sardinischen, traditionellen Vokalmusik bilden. Als Kontrast zu den erdigen Stimmen ist der virtuose holländische Cellist Ernst Reijseger zu nennen. Er komponierte einst ein Stück für Werner Herzogs Film „My Son, my son what have you done“- und dieses hieß „Face of God“. Die Inntöne stehen immer schon für Innovation und verjüngen sich weiter. Der Stadl ist in diesem Jubiläumsjahr verstärkt frei für die junge Szene, diese wird hauptsächlich von Frauen geleitet. Am Freitag werden drei junge Bands präsentiert, welche alle von großartigen Musikerinnen geleitet werden. Mena Plankensteiner ist Organisationsleiterin, Sängerin und Flötistin der Jugend-Band „Jumping Jungle“. Am Keyboard von Jumping Jungle spielt der 12-Jährige Xaver Plankensteiner, eines der großen Talente im Jazz. Die Schwedisch Stämmige Londonerin Rebecka Edlund, leitet die Vortex London Youngsters und wird beim INNtöne Festival in der Scheune und St. Pigs Pub fünf Sets spielen. Für eine neue, junge Musikergeneration in Österreich steht die Welser Bassistin Kathi Angerer. Mit der Sängerin Bamlak Werner bildet sie UN:KNOWN TALES, ein famoses, spritziges Quartett. Und im Quintet seiner Vaters Hans Koller spielt der 12 Jährige Ventilposaunist Louis Koller. Er wird in London bereits sehr beachtet. Aus New Orleans eingeflogen kommt der Blues-Grande Johny Sansone und veredelt mit Swamp Blues die italienische Combo rund um Vicenzo Barratin. Im Pigs Pub dürfen die Inntöne-Gäste zwei Nächte lang mit Ausnahme-Trompeter Mario Rom und Clemens Salesny im Quintett schwelgen. Mit Piano-Legende Kirk Lightsey als speziellem Gast, werden sie Musik von Eric Dolphy präsentieren. Ein weiterer Weltpianist ist Carlton Holmes, er kommt mit seinem Trio am Freitag ins St. Pigs Pub. Der angesagte Tubist, Posaunist HG Guternigg kommt mit White Faces am Sonntag um die Mittagsstunden zum INNtöne Festival. Für Kinder gibt es während des Festival-Samstag und Sonntag ein umfangreiches Programm mit Puppentheater, Basteln, Malen und Gestalten. Shuttle-Service von den naheliegenden Städten Schärding und Passau . Zahlreiche kostenlose Campingmöglichkeiten für Zelt und Wohnwagen gibt es rund um den Hof. Wie bei der Musik wird auch beim Essen auf höchste Qualität gesetzt: Ob Schweinsbraten oder vegane Köstlichkeiten, Grillhähnchen, Bio-Bier, köstliches Gebäck: jeder Festivalbesucher wird beim vielfältigen Speisenangebot fündig werden. Gekocht wird von Simon Humer und seinem Team (Biohof Thomabauer), das sich schon im vergangenen Jahr bewährt hat. Das Inntöne-Festival legt bei den Bezugsquellen besonderen Wert auf Regionalität und nachhaltige oder Bio-Landwirtschaft, zum Beispiel Fisch vom eigenen Buchmannhof. Ein besonderes Yoga-Angebot und eine Kunstausstellung runden das Programm ab. Nähere Informationen, Bilder zum Download und Programmübersicht unter www.inntoene.com Paul Zauner
Es bedarf nicht immer eines übergeordneten Themas, um „Radio Jazz Research“ in Diskussion zu versetzen. Bei der Arbeitstagung in Rolandseck wurden verschiedene Themenansätze bearbeitet, die bei anderen Veranstaltungen bereits diskutiert wurden. Die Verknüpfungen ergeben sich, wenn im Zusammenhang mit der Jazzszene Hamburg die Rolle des NDR als ortsansässiger Rundfunkanstalt beleuchtet wird.
Das Tagungsprogramm
Michael Rüsenberg Das „Radiothema“ bei der Bremer jazzahead!
Wolfgang Rauscher Argumentation zur betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit, Ganzjahresveranstalter des Jazz zu subventionieren
Gabi Benedix & Stefan Gerdes Jazz in Hamburg
Günther Huesmann „Ich bin ein Monster, und du bist es auch“ – John Zorn und Naked City
Jürgen Arndt Special Moments – Jazz in Performance
Andreas Felber Die Wiener Free-Jazz-Avantgarde im Spiegel der Selbstfindung des europäischen Jazz in den 1960er bis ’90er Jahre
Bernd Hoffmann Grenzkontrollen im deutschen Jazz
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